Wohnungssuche
Seit Juni 2016 suche ich eine
Wohnung, leider gezwungenermaßen in Rüdesheim am Rhein, da mein Freund in einem
Alter ist, in dem er nicht mehr den Wohnort wechseln möchte, was ich eigentlich
nicht so sehr nachvollziehen kann. Aber, wie gesagt, jedem Tierchen sein Plaisierchen, und wenn es denn noch der Lebenspartner ist…
Inzwischen ist mein
Mietvertrag ausgelaufen, ich squatte also, wie es
damals in den siebziger Jahren in Berlin die Mode war und warte täglich auf den
fürchterlichen Klingelton, der den Postboten mit dem Zwangsräumungsbescheid
ankündigt.
Das hat natürlich
Konsequenzen darauf, überhaupt in Deutschland bleiben zu wollen oder gar die
deutsche Nationalität zu behalten, wenn man in einer Demokratie von Menschen
regiert wird, die einem nach einem arbeitsreichen, leider meist unbezahlten
Leben, im Alter, wenn man nicht mehr so kann einfach in einen anderen Ort
abschiebt, weil man oder frau nicht mehr in das hippe Stadtbild passen. Wobei ein Stadtbild mit
Foltermuseum und Bollesje – Lokal schon einen eigenen
Stil ausdrückt.
Also klickte ich mich bei der
Agentur für Arbeit ein, da ich gehört hatte, es gäbe auch eine Zweigstelle für
Menschen, die ihr Glück im Ausland versuchen wollen. Ich fand dann auch eine
Seite von dem Amt für Migration und Entwicklung mit folgender schönen
Ankündigung: „Sie kommen aus einem Entwicklungs- oder Schwellenland? Sie haben
Ihre Aus- oder Fortbildung in Deutschland absolviert oder in Deutschland
gearbeitet? Und nun möchten Sie in ihr Herkunftsland zurückkehren, um ihr
Know-how weiterzugeben und an den Fortschritten vor Ort mitzuwirken."
Ich musste grinsen,
eigentlich passte der Text ja genau auf mich, denn ich hatte in Frankreich in
Paris studiert, und mein Studium dazu genutzt, hier in Deutschland doch so einige
Moden und Bewegungen zu inspirieren. Also dachte ich, teile ich mal meinen
Frust und rede mit der Person von der Agentur für Arbeit, was sie davon hält.
Mutig packte ich den
Telefonhörer und wählte die Nummer. Nach kurzem Leuten meldete sich eine Männerstimme
mit einem unverkennbaren afrikanischen Akzent: „cim, Muhammed!“ - „Entschuldigung“, meinte ich verwirrt: „Mit
wem spreche ich?“ – „Muhammed!“ – „Bitte wie?“ – „Ach
so, cim, Muhammed!“
„Ich hab da so ein Problem“,
fragte ich: „Ich habe in Frankreich studiert und bin nach Deutschland
zurückgekehrt, um Entwicklungshilfe zu machen, aber leider finde ich keine
Stelle mehr hier und inzwischen auch keine Wohnung mehr. Hätten Sie da eine
Lösung für mich?“
„Nein, leider nicht, wir
kümmern uns nur um Menschen mit Migrationshintergrund
und vermitteln in die Heimatländer.“
„Ach so, danke, auf
Wiederhören!“ – „Auf Wiederhören!“, klang es etwas amüsiert zurück.
Mhm, dachte ich, vielleicht wäre das doch wieder ein
Thema für meine nicht so beliebten „Geschichten aus dem Rheingau“.