Milieuwechselbad

 

In der Privatschule, in der ich Nachhilfe gab, tauchte auch einmal eine Duftclique auf, die aus drei ungefähr 16jährigen Mädchen bestand, die ihr anscheinend reichliches Taschengeld für teure Parfums ausgaben. Da an der Schule die Schüler sowie die Lehrer die Möglichkeit hatten, bei den Personen mitzubestimmen bei denen sie Unterricht haben wollten, bzw. die sie unterrichten wollten, nahm ich diese Gruppe nur nebenbei wahr, wenn sie duftend vorbeirauschte.

 

Eines Tages war es denn soweit, der Lehrer, der die Gruppe gewöhnlich unterrichtete, war krank, und da ich sehr zuverlässig war, fragte man mich, ob ich nicht die Vertretung übernehmen könne. Ich nahm an, duschte mich gründlich, bevor ich in die Gruppe ging und verbrachte meinen Unterricht in einen herrlich nach GUCCI und ähnlichem duftenden Raum. Nach der nächsten Unterrichtsstunde rief mich die Verwaltung zu einem persönlichen Gespräch. Sie hätte das Feed-back erhalten, ich würde unangenehm riechen. Ich meinte, ich hätte vorher gründlich geduscht, könne das deshalb nicht verstehen. Vor allem, da ich mir überlegte, dass es bei dem im Raum herrschenden Parfumduft doch ziemlich schwierig sei, meinen Körpergeruch wahrzunehmen.

 

Trotzdem ging ich in mich und fragte in meinem Umkreis, ob ich Körpergeruch hätte. Eine Antwort war, dass es vielleicht an den Kleidern läge, ich würde sie ja im Heizungsraum zum Trocknen aufhängen, daher könne es sein, dass ich etwas von dem im Keller herrschenden Duft in den Kleidern hätte. Nun, so schlimm fand ich dies persönlich nicht, aber da ich meinen Kunden ja gefallen wollte, beschloss ich, mir ein diskretes Parfum anzuschaffen, um auch meiner Kleidung einen angenehmen Duft zu verleihen.

 

Zu der Zeit arbeitete ich auch bei einem Bildungsträger und unsere Kunden waren Arbeitslose und Jugendliche. Dort arbeitete ich mit verschiedenen Kollegen in einem mittelgroßen Raum, der kein Fenster hatte, und daher sehr warm war. Dort hatte man mir nie eine Bemerkung gemacht, allerdings könnte es ja sein, dass man es dort nicht gewagt hatte. Also beschloss ich, mein Parfum dort auszuprobieren.

 

Ich hatte am nächsten Morgen kaum eine Viertelstunde vor meinem Computer gesessen und leise vor mich hingeduftet, als ich von hinten die verärgerte Stimme meiner Kollegin hörte: „Elke, du stinkst, wag dich noch einmal, mit Parfum zu kommen!“

 

Wie frau es macht, macht sie es verkehrt.