Sind die Lebensmittel weniger giftig, wenn man einen Freund hat?

 

An einem schönen sonnigen Sommertag beschlossen mein Freund und ich, an einem Event in den Rheingauer Weinbergen teilzunehmen. Wir fuhren mit Bus und Bahn und mussten daher auch öfters umsteigen. An einer der Bushaltestellen hatten wir eine etwas längere Wartezeit, also setzen wir uns auf eine der Bänke, die in dem Wartehäuschen an der Haltestelle standen. Wir waren nicht die einzigen, die den Bus nehmen wollten, es saßen noch einige andere Personen auf den Bänken. Eine davon, eine dunkelblonde Frau, die um die vierzig Jahre alt zu sein schien, sprach mich plötzlich an:

„Entschuldigen Sie“, meinte sie, „sind die Lebensmittel eigentlich weniger giftig, wenn man einen Freund hat?“

Überrascht sah ich sie an und meinte: „Naja, zumindest hat man dann jemanden, mit dem man über das Thema reden kann. Und wenn er dann noch gutes Essen mag, wird er Ihnen bestimmt auch erklären, was sie so zu kaufen haben.“

„Wie findet man einen Freund?“, fragte sie. Dann wendete sie sich an meinen Freund und fragte: „Haben Sie nicht Lust?“

„Hallo, hoppla!“ rief ich empört und griff zum Arm meines Freundes, „Das ist meiner, den will ich aber jetzt behalten, wo ich mich an ihn gewöhnt habe.“

Mein Freund grinste vergnügt. Dann flüsterte er mir zu: „Die kenn ich, die hab ich schon öfters gesehen. Die ist ein wenig seltsam.“

„Na“, meinte die Dame, „meinen Sie denn, dass man in Koblenz eher einen Freund findet?“

„Oh“, antwortete ich, „Koblenz liegt doch in Rheinland Pfalz. Die mussten dort etwas länger darauf warten, dass die SPD mal die Wahlen gewinnt. Deshalb ist der Ton dort etwas rauer. Aber vielleicht sollten Sie sich einmal selbst über die Lebensmittel informieren.“

„Das mache ich ja. Daher weiß ich das.“

„Und wo informieren Sie sich?“

„Na, zum Beispiel auf YouTube.“

„Na, das ist vielleicht nicht so eine gute Idee. Da kann jeder publizieren und man weiß nie, wer sie gerade bezahlt, also werden da auch manchmal ganz schöne Verschwörungstheorien verbreitet. Wie wäre es, wenn Sie sich mal Kochsendungen oder Informationssendungen im Fernsehen ansehen. Im ZDF gibt es gerade eine Serie, ZDF-Zeit, in der über die Lebensmittel aufgeklärt wird.“

„Und was erklären die da?“

„Letztens hat ein Lebensmitteltechniker vorgeführt, wie eine Milchschnitte hergestellt werden kann. Er hat den Milchschaum mit 50% Wasser und 50% Milch hergestellt. Und dann mit einem mit einer Chemikalie, ich glaube Stickstoff so aufgeschäumt, dass da eine feste weiße Masse herauskam. Deshalb muss man ja immer auf die Packungen gucken, um zu erfahren, wie viel Prozent von jedem Bestandteil wirklich in dem Produkt ist.“

„Ja, aber wenn ich den Verdacht habe, dass meine Lebensmittel vergiftet sind, was kann ich da machen?“

„Dazu gibt es die Stiftung Warentest, da kann man seine Lebensmittel überprüfen lassen, wenn man der Meinung ist, dass da etwas drin ist, was nicht hinein soll. So hat es vor einigen Jahren doch den Skandal über das Gemüse gegeben, in dem zu viel Insektizide waren. Das hatten die Mitarbeiter von der Stiftung Warentest herausgefunden, indem sie die Gemüse in den verschiedenen Geschäften untersucht hatten. Sie geben auch eine Zeitung heraus, da kann man sich durchlesen, welche Waren gerade geprüft worden sind, und wie sie eingestuft wurden.“

„Und wie kommt man an diese Zeitung?“

 „Na, hier im Rheingau ist es wohl schwierig. Aber am Wiesbadener Bahnhof wird es die wohl geben. Oder Sie bestellen sie einfach beim Zeitungshändler.“

In dem Moment bog unser Bus um die Ecke. Also verabschiedeten wir uns und stiegen in den Bus, um zu unserem Event in den Weinbergen zu kommen.

Als vor einigen Wochen mein Freund im Krankenhaus war, stellte ich fest, dass die Dame recht hatte – in dieser Woche habe ich merklich weniger gut gegessen, als zu Zeiten, in denen ich für meinem Freund mitkochen muss.