Lauschangriff: Der Lauscher an der Wand
Vor einigen Jahren war es in
allen Medien: Der jetzt heimatlose „Whistleblower“
hatte Disketten von der NSA nach Europa gebracht und wir hatten erfahren, dass
wir alle von den Amis abgehört werden. Wobei ich die Bezeichnung „Whistleblower“ nie so richtig verstanden habe, da dies doch
eher eine Praxis bei Clinton im Weißen Haus war. Aber gut, wir, das arme Volk
wurden zugehauen mit Nachrichten über NSA im Computer, BND, der versucht die
Schlüsselwörter vom NSA herauszufinden (ging wohl um Bonuszahlungen, wer eher
an die Info kommt)und Frau Merkel, die abgehört wurde.
Na, und hier in Rüdesheim?
Natürlich wurde diskutiert, da ging es um die Firma google,
die Infos über unser Kaufverhalten sammelt, die Verschlüsselungsfirmen boomten,
wobei ich, als ich einmal ein weißes Service suchte, sehr dankbar war, dann von
der Firma google verschiedene Angebote dazu zu
bekommen.
Dann gab es die Nachricht,
dass in den USA in den Geschäften kontrolliert wurde, wer wo im Geschäft hingeht,
um was einzukaufen und ich war froh, im beschaulichen Rheingau zu leben, wo
diese Praktiken erst 10 Jahre später eingeführt werden, und auch nur dann, wenn
sie sich bewährt haben.
Und dann passierte es: Ich
erhielt einen Anruf aus dem Ausland, der Anruf wurde plötzlich unterbrochen.
Also wählte ich unverzagt die Nummer und als ich meine Gesprächspartnerin dann
auch an der Leitung hatte, hatte ich plötzlich ein Echo drin. Wurde ich jetzt
auch abgehört?
In den Nachrichten hatte ich
gehört, dass es möglich ist, Menschen abzuhören, die Kontakte zu ausländischen
Personen haben. Dachte nun jemand, ich sei der Weintraubenmafia beigetreten,
und wolle wissen, wann wir den nächsten
Weintraubenklau vornähmen? Die Franzosen kennen das ja, dort werden zu
Weihnachten ja auch die Austern geklaut, da so ein Lastwagen mit diesen
Schalentieren schon einen gewissen Wert hat.
Aber nun stand ich vor dem
Problem: Was mache ich nun, wenn mich tatsächlich jemand abhören würde. Ich
überlegte kurz, und dann kam mir in den Sinn: Eigentlich hört mir nie jemand zu
und meine Bücher will auch keiner lesen, also, warum erzähle ich nicht mal, was
mir wirklich auf dem Herzen liegt.
Zum Beispiel, dass Rüdesheim
einen Bahnhof ohne Toilettenanlage hat, und dass dies schon in Rheinland-Pfalz
bekannt ist, weil das eine der ersten Bemerkungen ist, die ich höre, wenn ich
von Rüdesheim rede.
Nachdem wir dann das Gespräch
beendet hatten, wollte ich trotzdem mit jemanden über meinen Eindruck reden.
Schließlich ist das ein gewaltiger Eingriff in die Privatsphäre und auch mit
psychischem Druck verbunden.
Also versuchte ich es in
Deutschland. Die Antwort kam prompt: Du bist verrückt, dich hört doch keiner
ab. Naja, das ich verrückt bin, habe ich sogar
amtlich, also war damit die Diskussion in Deutschland beendet.
Bei meiner nächsten Reise
nach Frankreich sprach ich das Problem mit den Franzosen an. Dort reagierte man
schon aufgeklärter. Mir wurden die technischen Hintergründe erklärt, und mein
Gesprächspartner meinte, er hätte nichts zu verbergen, und wenn dies der
Aufklärung eines Verbrechens gälte, müsse man da durch.
Also machte ich mich mal im
Internet schlau, ob man Wanzendetektoren kaufen kann. Oha, da hatte ich in ein
Wespennest gestochen. Es gab diese Geräte und die kosteten bis zu einer
zweistelligen Tausendersumme, anscheinend schienen sich einige Firmen ihre
Abhörsicherheit auch einiges kosten zu lassen. Ich klickte mich weiter und
stellte fest, dass diese Firma den Teufel anscheinend mit dem Beelzebub
austrieb, da sie auch Wanzen und andere Abhörgeräte im Angebot hatte. Also ein
richtig gut funktionierender Markt, der einem das Geld aus der Tasche treiben
kann.
Daher war ich dann froh, doch
auf dem Land zu leben, wo sowieso jeder auf der Straße hören kann, wenn man
sich bei offenem Fenster unterhält. Mein französischer Berater hatte Recht: Ich
habe auch nichts zu verbergen.