Arbeitssuche – Bewerbung bei der SPD

 

 

 

Herr

Martin Rabanus, MdB

 

                                                                        Rüdesheim, 4. November 2016

 

 

Ihre Ausschreibung: Sachbearbeiterin gesucht!

 

 

Sehr geehrter Herr Rabanus,

 

nachdem mir meine Wohnung gekündigt wurde und ich als Arbeitslose wenig Chancen habe, eine neue Wohnung in Rüdesheim zu finden, und mein Nebenjob auch weg ist, bereite ich eine Prüfung in Frankreich vor, weil mein internationales Niveau hier wohl nicht gefragt ist. Da die Stelle aber erst im September anfangen würde, hätte ich Zeit, bis dahin bei Ihnen als Sachbearbeiterin zu arbeiten, um zu sehen, was eure Demokratie eigentlich ist.

 

In meiner Jugend habe ich ehrenamtlich am Wiederaufbau in verschiedenen sozialen Brennpunkten in Europa teilgenommen, u. a. in Berlin in den 70ger Jahren bei der Renovierung von den von euch besetzten Häusern geholfen, denn, ohne angemessene Wohnbedingungen funktioniert auch die beste Politik schlecht!

 

Nach dem Abitur habe ich eine Ausbildung zur Kauffrau gemacht und bin nach Frankreich gezogen. Dort habe ich als Sachbearbeiterin gearbeitet, mit meinem Verdienst mein Psychologiestudium finanziert und meinen Ex-Verlobten gecoacht, der in Afrika Entwicklungshelfer war.

 

Nach meiner Rückkehr nach Deutschland hatte ich Schwierigkeiten, mich wieder in das Berufsleben zu integrieren. Schließlich fand ich eine Stelle bei einem internationalen Träger, die es mir erlaubt hat, viel mit Arbeitslosen, Auszubildenden und arbeitslosen Jugendlichen zu arbeiten; alles unter dem Motto: „Noch haben wir eine Demokratie, also probiert sie mal aus!“ In Rüdesheim habe ich den deutsch-französischen Freundeskreis Meursault geleitet, und in der Schülerhilfe 15 Jahre Nachhilfeunterricht mit wirklicher Integration von Behinderten und Ausländern gegeben.

 

Leider ist der französische Chef meines ehemaligen Trägers verstorben, und ich musste feststellen, dass ich bei deutschen Trägern nicht eingestellt werde. Die Zeiten, die ich bei deutschen Trägern gearbeitet habe, führten meist zu einem gnadenlosen Mobbing von Seiten meiner deutschen Kollegen. Dabei versuchte ich nur, Dinge durchzusetzen, die mir aus meiner internationalen Erfahrung selbstverständlich schienen. So z. B., dass eine psychisch Kranke, die morgens unter Medikamenten steht und deshalb etwas zu spät kommt, nicht zum Strafappell gerufen wird, weil das die Wiedereinführung in den Arbeitsmarkt nicht verbessert: („Wenn man arbeitslos ist, ist man noch kein Verbrecher!“). Von diesem Träger wurde ich nach 6 Wochen auch entlassen.

 

Im Sommer habe ich eine Weiterbildung zur Altenbetreuerin gemacht, aber leider hat meine Erklärung, warum ich einer Dame mit Demenz nur langsam das Essen anreiche: „Ich mache ein Praktikum und werde nicht bezahlt, also nehme ich mir Zeit!“, die bei den Kollegen gut ankam („Wir haben etwas gelernt, weil du uns erklärt hast, warum du nur langsam das Essen anreichst!“ und bei der Dame auch (Sie war nach dem Essen entspannt!), leider auch zur Kündigung meines Praktikums geführt. (Offiziell hatte ich 3 Mal verschlafen, obwohl ich nur 2 Mal verschlafen hatte.)

 

Wie Sie sehen, sehe ich in Deutschland für mich keine Entwicklungs-möglichkeiten mehr, und konzentriere mich im Moment auf den Verkauf meiner Bücher, Bilder und Tassen. Trotzdem würde aber gerne wissen, was so im Bundestag diskutiert wird und könnte auch einige Hinweise für Verbesserungsmöglichkeiten geben.

 

Anbei erhalten Sie meinen Lebenslauf mit einigen Zeugnissen, die restlichen reiche ich gerne bei Interesse nach. Aus gesundheitlichen Gründen (Offizielle Diagnose: „Paranoide Schizophrenie“, eigene Diagnose: Nachzulesen in dem Buch: Elke Entz: „Verrückt! - Mein Weg aus der Krankheit“, das inzwischen als wissenschaftliches Werk anerkannt ist.), kann ich nur in Teilzeit arbeiten.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

 

 

Elke Entz

 

Fazit: Habe keine Antwort bekommen, aber mein Rentenantrag auf EU-Rente wurde bewilligt. Habe jetzt 2 Jahre Zeit, um zu gehen.